Auf unserer interaktiven Karte sehen Sie Inhalte des baf-Archivs, einzelnen Fraueninitiativen zugeordnet und in ihrer Verteilung in Raum und Zeit dargestellt. mehr Informationen
Filtermöglichkeiten
- durch Zoom auf der Karte
- nach Sachgruppen
- durch freie Textsuche
- nach Zeitphase ODER pro Jahr auf dem Zeitstrahl
Mehrere Filter werden gleichzeitig angewendet. „Zeige alle“ macht alle Initiativen auf der Karte wieder sichtbar.
Was zeigen die Ergebniskacheln?
Jede Ergebniskachel beinhaltet den Namen der Initiative und ihre Laufzeit nach Archivbestand. Zwei Sachgruppen und drei Schlagwörter des feministischen Thesaurus von baf beschreiben das Wirkungsfeld einer Initiative. Als Ort wird der Wirkungsort angezeigt und ein Link zur Liste des Archivmaterials ermöglicht ein weitergehendes Suchen im Archivbestand von baf im META-Katalog.
Wie wird der Standort auf der Karte bestimmt?
Der Standort einer Initiative richtet sich nach dem Ort ihres Wirkens. Authentische Adressen werden soweit gezeigt, wie sie durch das Archivmaterial bekannt sind, alternativ werden zentrale Punkte wie Rathaus, Ortsmitte etc. stellvertretend angezeigt.
Was bedeuten die Zeitphasen?
baf sammelt Materialien der Neuen Frauenbewegung. Die sieben Phasen gliedern die kollektive Geschichte feministischer Bewegungen:
Phase 1952–1967: Bewusstwerden, Empören, Organisieren – erste Schritte
Baden-Württemberg wurde 1952 gegründet. Die Infrastruktur der Alten Frauenbewegung war durch die NS-Diktatur und den Krieg weitestgehend zerschlagen. Feministinnen waren für Frauenbelange aktiv, reklamierten weibliche Ausgrenzung in Politik und Gesellschaft und gingen erste Schritte, um sich als Frauen landesweit zu organisieren.
Phase 1968–1975: Artikulieren, Provozieren, Emanzipieren – kollektiver Aufbruch
Die Neue Frauenbewegung formierte sich autonom, d.h. nach eigenen Gesetzen und ohne männliche Bevormundung. „Von und für Frauen“ wurde handlungsleitend. Aktionen wie Tomatenwurf im Sozialistischen Studentenbund Deutschlands (SDS) und die Selbstbezichtigungsaktion gegen den § 218, das Abtreibungsverbot, brachen bewusst mit patriarchalen Regeln. Lesben und Frauen emanzipierten sich von sexistischen Strukturen und bildeten eigene Gruppen. Organisierte Frauen traditioneller zivilgesellschaftlicher Organisationen gründeten 1969 den Landesfrauenrat Baden-Württemberg.
Phase 1976–1980: Formieren, Selbstbestimmen, autonom Agieren – Konstituieren
Frauen bewegten als kollektives „Wir Frauen“ die Geschlechterordnung, forderten Selbstbestimmung und Alternativen zur Kleinfamilie. Sie schufen eigene Räume wie Frauenzentren, -seminare, -universitäten und entwickelten neue Formen des Miteinanders. Sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und Frauen wurde offengelegt, Frauenschutzhäuser gefordert und als autonome Frauenprojekte umgesetzt. Dynamische Aktionsbündnisse § 218 schufen eine eigene Infrastruktur.
Phase 1981–1989: Differenzieren, Institutionalisieren, Vereinigen – Projekte verstetigen
Frauen brachten Feminismus in andere soziale Bewegungen ein und weiteten die Palette feministischer Bedeutung. Fragen von Ausbeutung, Umweltschutz, Militär, Arbeit, Frieden etc. wurden in Frauenmedien diskutiert, körperliche Selbstbestimmung und Gleichberechtigung reklamiert und Alternativen verhandelt. Debatten um (De-)Kolonialisierung und Rassismus führten zum Ausdifferenzieren der Akteurinnen, Projekte wurden professionalisiert und institutionalisiert.
Phase 1990–2000: Gendermainstream, globales Lokalisieren und feministisch Tradieren – Nach_Wendezeiten
1990 wurde eine Frau erstmals Oberbürgermeisterin in Baden-Württemberg. „Gender“, das englische Wort für soziales Geschlecht, schlug neue Wellen im Feminismus. 1995 auf der 4. UN-Weltfrauenkonferenz platziert, wurde Gender Mainstreaming als strategisches Instrument in der EU per Gesetz installiert. Quotierung, Frauenschutzräume, berufliche Förderung von Frauen etc. wurden gefordert; organisierte und autonome Feministinnen begingen 1994 den Internationalen Frauentag, den 8. März, erstmals gemeinsam als FrauenStreikTag.
Phase 2001–2014: Gleichstellen, Diversifizieren und Queeren – im 21. Jahrhundert ankommen
Gleichstellungspolitik jenseits des Zweigeschlechtersystems löste Frauenförderung per Diversitymanagement ab. In Baden-Württemberg trat das Chancengleichheitsgesetz 2005 in Kraft. Vereinbarkeit von Sorge-, Erziehungs- und Erwerbsarbeit, Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und Frauen in Spitzenpositionen waren im Blick. Lesben und queere Frauen* vertrat nun das Landesnetzwerk LSBTTIQ. Parität, Teilhabe und Frauengeschichte waren weiterhin umkämpft, neue Handlungsformen wie „One Billion Rising“ brachten neue Rhythmen und Bündnisse.
Phase 2015–heute: Diversifizieren, digitales Netzwerken, Grenz_verschiebung*en – „on doing“
Soziale Medien, Generationenwechsel und Digitalisierung bringen weitere feministische Wellen in Schwung. Ab 2018 kann Frauengeschichte durch den Online-Katalog META recherchiert werden. Digitales Netzwerken macht klassisch feministische Themen wieder publik, so bei „Reclaim Feminism“. Umweltkrise, Migration und dergleichen verschieben die Grenzen von Betroffensein, Verantwortung und Solidarität. Ohne ein „weiter so“, geht es weiter im feministischen "weiter_gehen“: Feminismen bewegen Baden-Württemberg.
Was sind Sachgruppen? Wozu brauche ich sie?
Sachgruppen sind beliebte Hilfsmittel für zielgenaues Recherchieren. Sie erleichtern in der baf-Bewegungskarte die systematische Suche nach Fraueninitiativen, indem sie das Tätigkeitsspektrum einer Initiative inhaltlich fassen.
Sechzehn Sachgruppen charakterisieren die vielfältigen Handlungsfelder von Initiativen, in denen Frauen aktiv waren oder sind. Die Sachgruppen der baf-Bewegungskarte sind eine spezifische Auswahl und orientieren sich am Feministischen Thesaurus (Köln 1994). Sie lauten wie auf der Karte zu lesen:
- Arbeit / Ökonomie
- Ausland / Internationales
- Bildung
- Geschichte
- Gewalt
- Kirche / Religion
- Körper/Psyche
- Kultur
- Lebensalter/-formen/-lagen
- Medien
- Neue Frauenbewegung
- Recht
- Sexualität
- Soziale Bewegung
- Staat/Politik
- Wissenschaft
In der Regel geben zwei bis drei Sachgruppen Auskunft über das Handlungsspektrum einer Initiative. Markiert hingegen bereits der Name der Initiative das spezifische Tätigkeitsfeld, so steckt lediglich eine Sachgruppe das Profil der Initiative ab, so etwa „Kultur“ beim Lesbenchor Tübingen. Grundlage für das Einordnen der Sachgruppen ist die verzeichnete Quellenlage im baf.
Wie kommt eine Fraueninitiative auf die Bewegungskarte?
Die Bewegungskarte zeigt Bestände des baf-Archivs. Initiativen können Materialien an das baf-Archiv abgeben, sie erscheinen auf der Karte, nachdem baf die Materialien übernommen und verzeichnet hat. Wir freuen uns auf weitere Quellen von Initiativen, auf Ihre/Deine Geschichte_n.
feminismen bewegen baf
baf sammelt als Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württemberg Materialien von feministischen Bewegungen in Baden-Württemberg. In ihrer historisierbaren Erscheinung sind Feminismen stets im Plural und stets im Prozess. Die Vielfalt der autonomen Frauenbewegung, ihre Initiativen, Handlungen und Bewegungen werden in der baf-bewegungskarte am Wirkungsort sichtbar. Die in baf gesammelten Quellen ermöglichen das Landkartenprojekt. Viele überraschende Entdeckungen wünschen wir unseren Nutzer*innen. Bei Fragen, Hinweisen oder dem Wunsch Quellen ins Archiv abzugeben, um so auf der Landkarte sichtbar zu werden, melden Sie sich bitte unter info@baf-tuebingen.de.